Lieber Flor!
An unser erstes Treffen kann ich mich noch ganz genau erinnern. Es war im Juli 1997 auf der Musizierwoche in Rotholz. Dir war mein Hackbrettspiel aufgefallen und der Hoagascht an diesem Donnerstagabend dauerte noch lange und ich konnte nicht ahnen, wie oft wir uns in Zukunft noch treffen und wie innig unsere Freundschaft werden sollte!
So konnte ich beim Bergwiesen mah’n zusammen mit deinen Brüdern auf eurer Alm dabei sein oder beim Weltgebetstag in Amsterdam, wo ausgewählte Musiker/Musikanten unter deiner Leitung vor 18.000 Menschen musizierten. Ich durfte im Orchester neben Gottfried Veit, dem ehemaligen Landeskapellmeister von Südtirol, Platz nehmen und mit ihm 1. Klarinette spielen. Welch großes Vertrauen deinerseits mir gegenüber!
Als du für deine Heimatgemeinde Schlaiten eine Dorfkrippe vorgesehen hast, hatte ich die Möglichkeit, dir bei der Fertigstellung der Krippenfiguren in deiner Werkstatt in Kolsassberg mehrere Tage zu helfen und damit auch dir einmal einen Dienst zu erweisen. Wie oft haben wir später dann darüber gelacht, wo ich gerade noch gesehen habe, wie du dabei warst, dem Esel ein Ohr abzusägen. Wahrscheinlich warst du mit den Gedanken wieder einmal in die Musik vertieft.
Einer deiner Wege führte dich um die Jahrtausendwende zum Schwegelbauer nach Treffen. Deiner Einladung, dich zu begleiten, folgte ich gerne. Während der Fahrt hast du mir vom leidenschaftlichen Musizieren mit deiner Familie erzählt und mir so ganz nebenbei die Schwegel schmackhaft gemacht. Das Resultat war, dass du auch zwei solcher Instrumente für mich ausgesucht hast. Inzwischen spiele ich mit einem meiner Söhne auf diesen Schwegelpfeifen…
Auch für uns Oberlienzer Kirchenmusikanten hast du viele Stücke eingerichtet - und immer nur für Gottes Lohn! Als wir am 24. Dezember 2007 bei der Liabsten Weihnachtsweis musizierten und mehrere Stücke von dir im Programm hatten, hast du mich vorher noch angerufen und befohlen, dass ich unter keinen Umständen deinen Namen erwähnen darf. In deiner bescheidenen Art war es dir NIE wichtig, erwähnt zu werden oder im Mittelpunkt zu stehen.
Im Rahmen eines Besuches bei dir fragtest du mich, ob ich mir nicht vorstellen könnte, meine Solostücke am Osttiroler Hackbrett der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen und auf Tonträger aufzunehmen. Dankenswerterweise warst du bereit, doch noch ein allerletztes Mal die Aufnahmeleitung zu übernehmen – wiederum eine große Ehre für mich!
Als dann im Sommer 2016 die CD-Aufnahme erfolgte, konnte niemand wissen, dass du bereits 10 Tage später schwere gesundheitliche Probleme bekommen solltest, von denen du dich dann nie mehr so richtig erholt hast. Trotzdem verfolgtest du weiterhin mit Interesse den Fortschritt unseres „Projektes“ und warst stolz und sichtlich sehr erfreut über das Ergebnis.
So gäbe es noch unzählige Episoden zu erzählen…
Vor allem aber möchte ich mich für deine tiefe, väterliche Freundschaft, die vielen guten Gespräche und alles, was du für mich getan hast, bedanken!
Und deinen Auftrag an mich, zu „schauen, dass das Osttiroler Hackbrett wieder mehr verbreitet und wieder mehr gespielt wird“ werde ich Zeit meines Lebens versuchen zu erfüllen!
Lieber Flor - Vergelt`s Gott!
Ruhe in Frieden!
Martin Weger